Beckmann vom 15.12.2008, ARD

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Kurz vor Willys 100stem Geburtstag waren seine vier Kinder, Katarina, Peter, Susanne und Mariele, bei Reinhold Beckmann zu Gast.

Es wurde natürlich viel über Willy gesprochen und das Interview habe ich hier abgetippt.

Die Rechte für die Bilder liegen natürlich bei der ARD, ich habe sie nur mit meiner Webseite gekennzeichnet, da das Erstellen solcher Screenshots doch ein wenig Arbeit macht und ich es daher ärgerlich fände, wenn sie plötzlich irgendwo im Internet wieder auftauchen...




Reinhold Beckmann:
Meine nächsten Gäste entstammen einer jahrhundertealten Familiendynastie. Ihr berühmter Vater gilt, so kann man sagen, als der Volksschauspieler schlechthin. Für jeden Kölner ist er fast ein Nationalheiligtum. Es sind Peter, Mariele, Susanne und Katarina Millowitsch – die Kinder von Willy Millowitsch.

 

Es werden Ausschnitte von Willys Auftritten gezeigt.

 

Beckmann: In wenigen Wochen, am 8. Januar 2009, wäre Willy Millowitsch 100 Jahre alt geworden. Jahrzehntelang begeisterte das Kölsche Urgestein als Schauspieler, Sänger und Leiter des Millowitsch-Theaters ein Millionenpublikum. 1999 starb Willy Millowitsch im Alter von 90 Jahren. Seine vier Kinder schlugen ganz unterschiedliche Wege ein. Während Sohn Peter, heutiger Leiter des Kölner Theaters, und Fernsehstar Mariele die Familientradition fortführten, wählten Oberstudienrätin Katarina und Buchhändlerin Susanne ein Leben fast ohne die Schauspielerei.


Mariele Peter Susanne Katarina Millowitsch
Peter, Katarina, Susanne, Mariele

Ja, herzlich Willkommen. Alle da! Großartig! Ich habe mal durchgezählt, Mariele ist da, Susanne da, Katarina und Peter Millowitsch. Schönen guten Abend. Wir freuen uns sehr, dass das geklappt hat.

 

Mariele: Ja, das ist Premiere.

 

Beckmann: Das erste Mal – so alle zusammen?

 

Alle nicken: Ja, das erste Mal.

Mariele Millowitsch

Mariele: Das ist wirklich beachtlich, uns zusammen zu kriegen (lacht).Wir schaffen das sonst an Weihnachten!

Suanne Millowitsch
Katarina und Susanne Millowitsch
Mariele Millowitsch

Beckmann: Das war auch ein langes Projekt, muss ich dazu sagen. Aber ich freu mich sehr. Am 8ten Januar ist der Geburtstag vom Vater. Da wäre er 100 Jahre alt geworden.

Mariele, warum war er so beliebt? Warum hat er die Leute so fasziniert?

 

Mariele: Der Jürgen Flimm hat mal etwas sehr Süßes gesagt, um das zu erklären. Er hat gesagt, der Vater habe so viel Angst davor, nicht geliebt zu werden, dass er sich auf der Bühne so geöffnet hat und die Leute mit dieser Emotion überschüttet hat. Er liebte ja auch diesen Beruf, also das war ja für ihn sowieso das Allerschönste. Dann hat er gedacht, wenn ich auf die Leute zugehe, dann kann mir nichts passieren. Und so hat er also versucht, sie mit dieser Liebe und dieser Emotion zu fangen. Und ich fand diese Erklärung von Jürgen Flimm sehr schön. Darunter steckte ganz sicher eine massive Versagensangst, davon bin ich überzeugt. Er hat es aber ganz gut geschafft, das einfach so zu kaschieren.

 

Beckmann: Auch eine melancholische Seite, darüber können wir nachher nochmal ein bisschen reden...

 

Mariele:... aber hallo!

 

Beckmann: Also es gab auch andere Facetten. Peter, … Sohnemann! Wenn ich nachgucke, 1796 erstmals in der Kölner Stadtchronik aufgetacht: Millowitsch. Da hat die Schwester (zu Katarina) nochmal schön nachgeguckt, ob alles gut sitzt, ne Katarina?

 

Katarina (lacht): Ja, klar!

Peter Millowitsch
Peter Millowitsch

Beckmann (zu Peter): Waren das damals schon Schauspieler? Wie kann man sich das vorstellen?

 

Peter: Nein, die waren... also der erste Millowitsch, der Franz Andreas, war Lohkuchenhändler.

 

Beckmann: Was war er?

 

Peter: Loh-kuchen-händler. Lohkuchen ist ein Abfallprodukt der Gerberei, das was so furchtbar stinkt und was zum Heizen benutzt wird. Und der hat das eingesammelt und verkauft, nebenher hat er Puppenspiele gemacht. Das war der Allererste.

Katarina Millowitsch

Beckmann: Also Puppenspieler zunächst. Erst Puppentheater ab 1896, so heißt es in der Familienchronik „mundartliche Volksbühne“. Mundartlich. Also Großvater Peter, da hieß schon einer Peter vorweg, etablierte dann das Millowitsch-Theater endgültig. War denn von Anfang an klar damals, dass Willy das übernehmen muss, ihr Vater, Katarina?

 

Katarina: Ich denke mal, er hatte keine andere Wahl. Der Peter hatte zwei Kinder, den Willy und seine Schwester Lucy, und irgendeiner musste das Theater übernehmen. Und in dem Falle war Lucy auch jemand, der es hätte machen können, aber wie das so ist in den patriarcharlisch strukturierten Familien, war es in erster Linie der Sohn, der das Theater übernimmt.

 

Beckmann: Also er musste es übernehmen. Patriarcharlisch natürlich gedacht... Hätte er gern etwas anderes gemacht?

 

Katarina:Ja!

 

Beckmann: Was denn?

 

Katarina: Ich weiß, dass er sich sehr für Ingenieurwissenschaften interessierte, auch gern gebastelt hat. Er hatte einen Experimentierkeller bei uns unten im Keller. Den hat er wohl im Krieg auch, oder nach dem Krieg, immer wieder installiert, als er nicht spielen konnte. Er hat auch Schnaps gebrannt!

 

Beckmann: Ach, so einer war er...

 

Katarina (unbeirrt): … und hat für die Familie ein kleines Zubrot auf diese Weise verschafft.

 

Beckmann: Und hat er geschmeckt? Konnte man ihn trinken?

 

Alle etwas durcheinander ;-) Man hört nur:

 

Peter: Das war weit vor uns...

 

Mariele: Limonade haben wir gemacht!

 

Susanne: Ja, Limonade haben wir gemacht.

 

Mariele: Limonade haben wir gemacht! Nicht, dass wir jetzt etwas hängen lassen.

 

Katarina: Und soweit ich weiß, wohnte im Nachbarhaus oder da war ein englischer Offizier oder englische Besatzung, kann das stimmen?

 

Mariele: Das kann wohl angehen, ja.

 

Peter: Das war dann aber nach dem ersten Weltkrieg.

Mariele Susanne Millowitsch

Beckmann: Naja, zumindest lernen wir, dass eine gewisse Art von Daniel Düsentrieb im Vater zu Hause war. Er hat experimentiert und gebastelt.

 

Susanne: Ja!

 

Mariele: Das Schönste für ihn war, wenn auf Elba etwas kaputt ging. Wenn er Zeit hatte und er konnte frickeln. Wir hatten so eine Käseplatte mit so einer Haube drüber, so eine Plastikhaube mit einem Pinökel oben. Jetzt war der Pinökel herausgerissen, dann hat Willy so zwei Deckel von den Konservendosen genommen, hat da ein Loch durchgemacht, oben hat er dann den Pinökel wieder drauf geschraubt und damit das nett aussieht, hat er mit Mutters Nagellack den Deckel von der Konservendose wieder aufgehübscht. Das Ding hat ewig gehalten danach...

Susanne Millowitsch

Wieder etwas durcheinander...

 

Susanne: Und immer mit Isolierband!

 

Mariele: Er hat das geliebt! Und immer mit Caramba, diesem Spray.

 

Beckmann: Ja, Caramba war in jedem Haushalt wichtig. Susanne, Elba : war das ein Pflichtprogramm für Sie jeden Sommer?

 

Susanne: Es war gerne ein Programm. Sehr, sehr gerne sogar. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als nach Elba gefahren zu sein und hab sehr darunter gelitten, als wir das Haus dann verkauft haben in 2000. Es gibt also keine Woche, wo ich nicht davon träume.

 

Beckmann: Es war ein festes Zuhause...

 

Susanne: Ja, man kannte jedes Blümchen, jeden Felsen... es war wunderbar.

Beckmann: Die Urlaubsinsel Elba für die Familie Millowitsch. Wir wollen mal ein bisschen zurückblicken für die, die sich vielleicht nicht mehr ganz so genau erinnern, was Vater auf der Bühne und darüber hinaus alles geleistet hat.

 

Es werden Fotos und Ausschnitte gezeigt, dazu Beckmann: 1940 übernimmt Willy Millowitsch von seinem Vater Peter die Leitung des Millowitsch-Theaters in Köln. Der große Durchbruch erfolgt 1953, das Erste Deutsche Fernsehen überträgt erstmals live ein Theaterstück, „Der Etappenhase“ und Willy Millowitsch wird einem Millionenpublikum bekannt. Mehr als 100 Stücke bringt er auf die Bühne und ins Fernsehen, mit Einschaltquoten von bis zu 88 %. Der Kölsche Willy wird auch als Sänger und Entertainer zum Inbegriff des rheinischen Frohsinns.

Über Jahrzehnte spielt Millowitsch zudem in zahlreichen Kino-und Fernsehfilmen, u.a. an der Seite von Romy Schneider, Peter Alexander und auch Harald Juhnke. 

Mit seiner von den Kritikern gelobten Altersrolle des TV-Kommissars Klefisch rundet er sein Lebenswerk ab.

1999 stirbt Willy Millowitsch im Alter von 90 Jahren an Herzversagen. Bei einer bewegenden Trauerfeier geben tausende Fans dem großen Volksschauspieler, ihrem Willy, das letzte Geleit.

Willy Millowitsch


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