Beckmann vom 15.12.2008, ARD

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Beckmann: Was war ihm denn wichtiger? Theater oder Familie?

 

Mariele (lacht): Ha! Schwere Frage.

 

Peter: Nee, das ist gar keine schwere Frage. Es war ihm das wichtig, wo er gerade war. Wenn er zu Hause war, war ihm die Familie wichtig. Da hätte das Theater (winkt ab)... Wenn er aber im Theater war, war ihm das Theater wichtig. Da hätte zu Hause die Bude brennen können, das hätte ihn nicht interessiert. Es ist jetzt Vorstellung, jetzt wird gespielt.

 

Beckmann: Na dann: Wo war er öfter?

 

Überlegen, Grinsen...

 

Peter: Er war öfter... nicht im Theater, sondern beruflich unterwegs. In den 60er/70er Jahren, wo bei ihm beruflich so richtig die Post abging, da war er selten zu Hause.

 

Katarina: Er hat viel Tournee gespielt, sehr viel.

 

Peter: Ja, auch Tourneen gemacht, er hat viel gedreht und deshalb auch immer diese sakralen Handlungen der Sonntagsfrühstücke.

 

Gelächter

Susanne Millowitsch

Beckmann: Die waren rituelle Pflicht?

 

Peter: Ja. Wenn er dann mal da war, dann wurde eben Familie zelebriert. Das war manchmal ein bisschen stressig.

 

Beckmann: Susanne guckt mich so ein bisschen zweifelnd an gerade. Haben Sie das anders erlebt?

 

Susanne: Ich mochte das überhaupt nicht, diese zelebrierten Frühstücksorgien sonntagsmorgens. Ich fand es entsetzlich und hab es boykottiert...

 

Mariele (lacht): Du warst klasse, du bist einfach nicht gekommen. Ziemlich genial, die Mutter drehte am Rad – so salopp gesagt – und sie kam einfach nicht.

 

Susanne: Ja, das war meine Art des Protestes.

 

Peter: Bei Katinka (Katarina) und mir ging das noch nicht, wir waren die Erstgeborenen sozusagen und haben noch pariert, wir haben noch funktioniert. Und bei denen (Susanne und Mariele) dann nicht mehr.

 

Beckmann (an Susanne): Wurde die Rebellion von Ihnen, der Verzicht, wurde der bestraft?

 

Susanne (lacht): Mit Verachtung. Und mit Schweigen. Ja, das war schon heftig manchmal.

Beckmann: Ein großes Hobby von Willy war die Filmerei.

 

Gelächter.

 

Mariele: Ja, Vaters Reißschwenks, ne? Der Vater hat den Reißschwenk erfunden, glaube ich. (lacht).

Mariele parodiert kurz Willys Art zu filmen: "Ach guck doch mal, Schatz und dann wieder zurück."

 

Gelächter.

 

Peter Millowitsch

Beckmann: Dann wollen wir doch die künstlerisch wertvolle Arbeit von Willy oder von Vater mal anschauen. Hier ist sie.

 

Jetzt werden Ausschnitte aus alten Familienvideos gezeigt. Die Geschwister sind zu sehen.

 

Beckmann, als Peter im Bild zu sehen ist: Wer ist das denn hier?

 

Alle: Peter!

 

Beckmann: Oh nein, das mag ich nicht glauben.

 

Mariele: Doch, selbstverständlich ist er das.

 

Peter: Ich bin nicht so dick auf die Welt gekommen.

Man sieht Peter, wie er ins Wasser springt.

 

Peter: Das bin wieder ich, nur zur Erklärung...

 

Im Hintergrund wird diskutiert, wo was war oder wer was gefilmt hat.

Beckmann: Mariele, wie ist das für Sie, diese Bilder jetzt zu sehen. Tut es mal wieder gut?

 

Mariele: Ja, das hat Spaß gemacht. Da war der Vater auch sehr gelöst und hat mit uns rumgealbert, so wie es sich vielleicht manche vorstellen, dass ein Komödiant immer zu Hause auch von der Decke hängt oder was auch immer. Ein bisschen war das auf Elba so, wenn er gut drauf war und hatte vielleicht abends ein Weinchen getrunken, da wurde er dermaßen albern, dass ich manchmal wirklich wahnsinnig lachen musste.

 

Beckmann: Gab es auch die Momente, wo so die heile Welt zur Schau gestellt werden musste?

 

Mariele: Ja ja, das gab es in der Tat.

 

Katarina: Pressetermine.

 

Susanne: Ja, genau so. Oder Weihnachtsfotos, wo wir alle schon im September parat stehen mussten und da gab es dann auch schonmal eines hinter die Löffel, wenn man nicht das Gesicht machte, das man hätte eigentlich machen sollen.

 

Beckmann: Wie hat er das denn euch Kindern mitgeteilt? Also das gehört zum Pflichtprogramm einer Volksschauspielerfamilie, dass...

 

Peter: Das war eine Frage der Phonetik.

 

Beckmann: Können wir diese Phonetik, diese Laustärke, mal hören?

Peter Katarina Millowitsch

Peter (laut): Ich weiß nicht, ob das hier geht! So etwa klang das dann und dann hat man funktioniert.

 

Beckmann: Und dann waren Sie alle vier aufgereiht in dem Moment?

 

Peter: Ja, dann musste er zweimal laut werden, aber dann hat man zum Schluss funktioniert.

 

Beckmann: Und die Presse war oft zu Hause?

 

Mariele: Im Nachhinein würde ich sagen, ja.

 

Peter: Pfff. Die Perspektive, das ist so im Teleobjektiv, das zieht zusammen. Jetzt kommt es einem vor, als wäre sie immer da gewesen. Aber das ist natürlich Quatsch, sie war nicht immer da. Man hat aber das Gefühl, es sei sehr häufig gewesen.

Katarina: Es war lästig!

 

Susanne: Ach, tu doch gar nicht so! Du hast doch oft geflirtet!

 

Katarina lacht.

 

Peter: Das ist doch etwas Anderes!

 

Beckmann: Also diese heile Welt wurde ja sogar in Werbespots gezeigt. Peter, Sie müssen jetzt tapfer sein, denn sie waren an der Seite...

 

Peter (unterbricht): … ich war jung und brauchte das Geld.

 

Gelächter.

Willy Peter Millowitsch

Mariele: Ach, der ist da so süß.

 

Beckmann: Wir schauen es uns erstmal an und danach werden Sie es ganz kulturkritisch... äh.

 

Peter: Ja, natürlich.

 

Mariele: Hm. Vor allen Dingen „Kultur“...

 

Zwei Botterram-Spots mit Willy und Peter werden gezeigt.

 

Beckmann: Ok, jetzt kommt die kulturkritische Replik von Peter Millowitsch!

Peter: Die einzige Erinnerung, die ich an diesen Dreh habe, war... Also der Dreh war in München und zur Zeit des Oktoberfestes. Das Einzige, was ich im Sinn hatte, geht das hier schnell genug, dass man noch auf das Oktoberfest kann.

 

Beckmann: Und als junger Bengel wollten Sie unbedingt dahin?

 

Peter: Ja, klar! Und dann klappte es, man konnte auf das Oktoberfest. Mein Gott, war ich enttäuscht.

 

Mariele: Warum?

 

Peter: Nur besoffene Erwachsene, ich war tief deprimiert. Seitdem bin ich vom Oktoberfest geheilt, es soll auch anders sein, es soll dort auch Fahrgeschäfte geben, aber …

Mariele Millowitsch

Beckmann: Mariele, die Jüngste! Gab es Vorteile, als Jüngste?

 

Mariele: Ja, ich bin da so mitgelaufen am Schluss eigentlich, mehr oder weniger. Also ich glaube, die Erziehungsversuche von meiner Mutter mussten die beiden Großen aushalten (Katarina und Peter), da hat sie es noch ernst gemeint. Susanne hat noch einen Rest abgekriegt und ich, also man hat mich einigermaßen in Ruhe gelassen. Das war ganz ok.

 

Beckmann: Hmmm. Welche Freiheiten waren das so, im Gegensatz zu den Älteren?

 

Mariele: Ich bin nicht so kontrolliert wurden. Ich glaube, ihr (sie meint wieder Katarina und Peter) hattet da mehr „Big Brother is watching you“ auszuhalten als ich, weil ich konnte eigentlich kommen und gehen, wann ich wollte.

Katarina: Ja, um es mal festzumachen, also am Haustürschlüssel. Was ich kämpfen musste, bis ich einen eigenen Haustürschlüssel kriegte! Bei dir (zu Mariele) war das gar kein Thema mehr, ne?

 

Mariele: Ja, den hatte ich recht früh. Also es war ok.

 

Peter (recht verwirrt): Ihr habt einen Schlüssel gekriegt?

 

Gelächter.

 

Susanne: Ja, ich auch.

 

Peter zuckt mit den Schultern.

Katarina Eisenlohr Millowitsch

Beckmann: Und wie war die Kleine so? (an Katarina)

 

Katarina: Die Kleinen, das waren ja für mich beide die Kleinen. Wir sind ja sechs …

 

Susanne: Monster!

 

Katarina: Monster mindestens!

 

Mariele: Die hat uns gehasst, die Katarina.

 

Katarina: Die sind immer an meine Sachen gegangen, haben meine Pullover geklaut, meine Schuhe, meine Schminke!

 

Mariele: Susanne hat das immer extra gemacht...

 

Susanne: Schöne Schuhe...

 

Mariele: Die wurde uns nämlich immer als Intellektuelle... die hatte immer einen Zettel auf dem Zimmer stehen „Dieser Raum ist intellektuell verseucht“

 

Gelächter.

 

Mariele: Ich fand die furchtbar, weil die so schlau war. Und da musste man die ja natürlich ein bisschen auf die Palme bringen.

 

Susanne: Katarina konnte alles.

 

Mariele: Die konnte alles! Und irgendwann habe ich mir so eine gefangen, da hast du (Katarina) mir so eine Schelle verpasst, im Badezimmer oben...

Beckmann: Sagen wir, wie es ist, Katarina. Sie sind Dr. der Philosophie. Worüber haben Sie promoviert?

 

Katarina: Wer war das noch? Kant und Schopenhauer!

 

Beckmann: Kant und Schopenhauer. […] So, wir haben jetzt einen Ausschnitt, bitte festhalten und Sie müssen uns helfen. Wir wissen nicht genau, wer das ist, zwei entrückte Mädchen, völlig der Fantasie des Tanzes hingegeben.

Susanne Mariele Millowitsch

Mariele: Ja, das sind wir zwei, ich weiß schon, was jetzt kommt...

 

Susanne: Wir zwei?!

 

Mariele: Ja. Giraffe und Elefant. (Anmerkung: Hardcore Mariele-Fans werden spätestens jetzt wissen, welcher Ausschnitt kommt, hihi). Das kann nur das sein.

 

Beckmann: Giraffe und Elefant, das hab ich bisher noch nicht gesehen. Das war balettmäßig...

 

Mariele: Doch, doch. Wir sind schwarz angezogen, wollen wir wetten?

Beckmann: Hier ist es.

 

Die Szene wird gezeigt, Mariele hatte Recht. Zuerst ist sie im Bild zu sehen und sie sagt dazu: Hier ist der Elefant und daneben kommt jetzt die Giraffe.

 

Mariele: Da haben wir nämlich die Ballett-Klamotten neu bekommen.

 

Peter: Das müsste so 61/62 gewesen sein.

 

Mariele: Das ist wieder meine Wenigkeit. Super B-Note.

Mariele Susanne Millowitsch
Susanne und Mariele Millowitsch

Beckmann: Ja, das ist toll. Dieses völlige entrückt-sein. Ganz egal ist alles drum herum.

 

Mariele: Und ich wollte es immer so gut können wie Susanne und konnte es nicht. Ich konnte es einfach immer nicht.

 

Susanne: Das ist doch überhaupt nicht wahr!

 

Mariele: Ach, du warst doch die elegantere von uns Beiden.

 

Man sieht Willy mit Frau Gerda.

 

Beckmann: Und Vater sagt, was haben wir doch für lustige Kinder.

 

Der Ausschnitt ist zu Ende.

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